Zur Lebenssituation von Straßenkindern

Internationales Straßenkinder Archiv

Dokumentations- und Beratungszentrum, Forschungszentrum, Infothek und Archiv – das Internationale Straßenkinderarchiv hat vielfältige Funktionen und klärt auf zur Situation von Straßenkindern weltweit.

Über das internationale Straßenkinderarchiv

 

Das Internationale Straßenkinder Archiv ist ein ehrenamtliches Projekt, das Sie rund um das Thema Straßenkinder informieren möchte.

Das Internationale Straßenkinder-Archivs ist auch ein Dokumentationszentrum, Forschungs- und Beratungszentrum.

 

In dem Berliner Archivraum können Filme, schriftliche Arbeiten (z.B. Diplomarbeiten) und Bücher zum Thema Straßenkinder eingesehen werden. Ebenso erhalten Sie Informationen zu regionalen, nationalen und internationalen Projekten und Organisationen.

 

Das Straßenkinderarchiv

Im Jahr 1984 begannen wir uns systematisch mit der Situation von Straßenkindern zu beschäftigen. Dabei mussten wir feststellen, dass diese Problematik dramatische Dimensionen erreicht hatte: weltweit wächst die Zahl der Nichtsesshaften Kinder und Jugendlicher ständig. Straßenkinder sind ein gesellschaftliches Problemfeld, das sich schon lange nicht mehr nur auf Metropolen der sogenannten Dritten Welt beschränkt. Auch die Großstädte Europas müssen sich mit diesem Thema zunehmend befassen. – Und “Straßenkinder” sind nur ein kleiner Teil der immer größer werdenden Gruppe sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher.

Ursachen für dieses Phänomen gibt es zahlreiche und sehr verschiedene. Besonders ausschlaggebend aber sind folgende Faktoren: Eine extrem ungleiche Einkommens- und Besitzverteilung, strukturell soziale Ungleichheit, die wachsende Verelendung breiter Bevölkerungsgruppen, der soziokulturelle Kontext, Bürgerkriege, die Land-Stadt-Migration, veränderte Bevölkerungsstrukturen, unflexible Schulsysteme, zunehmende Arbeitslosigkeit u.v.m.

Wissenschaft und Medien haben darauf reagiert und die unterschiedlichsten Veröffentlichungen herausgebracht. Gleichzeitig haben sich nationale und internationale Organisationen vielfältigen Problemlösungen verschrieben. Wirkung und Erfolg dieses Engagements sind jedoch relativ selten dokumentiert und/oder geraten in Vergessenheit. Hier setzt die Idee unseres Projekts an.
Am 1. 6. 1999 startete das Projekt mit dem Einzug in die Ladenräume der Weinbergsweg 23, Bezirk Mitte, die von Kontakt und Beratungsstelle – KuB e.V zur Verfügung gestellt wurden. Die Renovierung wurde in Eigenarbeit und zum Teil unter Mithilfe von im KuB-Hausprojekt lebenden Jugendlichen geleistet. Sach-, Geldspenden und Eigenbeiträge für die Einrichtung und Ausstattung der Räumlichkeiten ermöglichten eine zügige Inbetriebnahme. Gleichzeitig förderte die Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales und Frauen ein Förderprogramm der Frauenforschung mit der Maßnahme: “Aufbau und Verstärkung eines Schwerpunktes für Straßenmädchen und sozial gefährdete Mädchen und junge Frauen im internationalen Straßenkinder-Archiv, Forschungs- und Beratungszentrum”.
Der Aufbau dieses Schwerpunktbereiches umfasst die Recherche, Analyse und Archivierung aller Materialien und Medien, die die Situation der sozial gefährdeten oder schon gänzlich auf der Straße lebenden Mädchen und Frauen und ihre Rolle im Verhältnis der Geschlechter thematisierten. Ziel ist es, Voraussetzungen für Forschungsvorhaben in der Straßenmädchen- und Frauenforschung zu schaffen, für Einrichtungen der praktischen Arbeit wichtige Ansatzpunkte und Anregungen zu liefern und die öffentliche Diskussion voranzutreiben.

Seit 2004 ist das Straßenkinder Archiv im Casa Latinoamericana in Berlin integriert.

Wir sehen es als unsere Aufgabe an alle Situationen zu erfassen und zu archivieren die dazu führen, dass Kinder und Jugendliche auf der Straße leben müssen oder wollen, weltweit.

Dies ist umso notwendiger, da in vielen Bereichen der Problementwicklung Forschungsdefizite zu erkennen sind. Angesichts des Zusammenbruchs internationaler traditioneller Normen und Strukturen, wachsender Flüchtlingsströme, einer zunehmenden Zahl von Kriegs- und Aids-Waisen sowie von Straßenkindern und -jugendlichen, wie z.B. in Osteuropa und auf dem Balkan bedarf es ganz neuer Konzepte, um mit dem Problem verarmter, entwurzelter und sozial diskriminierter Kinder und Jugendlicher umzugehen.

Weltweit besteht keine anerkannte Forschungsarbeit, die Einflüsse der Globalisierung von Kultur und Ökonomie auf das Phänomen “Straßenkinder” darstellt. Die bildungspolitischen Konzepte halten mit der Problementwicklung nicht Schritt.

In diesem Zusammenhang soll mit allen im Bereich tätigen Personen und Projekten ein Netzwerk eingerichten mit dem Anspruch, sich gegenseitig Inspirationen für lokale und globale Lösungen zu geben.
Da wir einem globalen Problem gegenüberstehen kommt es auf internationale Zusammenarbeit an. Dabei müssen wissenschaftliche und praktische Erfahrung einander ergänzen.

Langfristiges Ziel
Verbesserung der Lebenssituation von sozial gefährdeten Mädchen und Jungen durch Entwicklung von Lösungsstrategien. Basis hierfür ist eine weitreichende Vernetzung unter Einbeziehung internationaler Erfahrungen und Modelle.

Mittelfristiges Ziel
Intensivierung des Verantwortungsbewusstseins gegenüber dem Problem sozial gefährdeter Mädchen und Jungen auf wissenschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Kurzfristiges Ziel
Archivierung und wissenschaftliche Auswertung der zum Thema vorhandenen Literatur und Materialien (wissenschaftliche Veröffentlichungen, Bücher, Projektberichte, Filme, Fotos etc.) und eine umfassende Analyse bestehender Wissens- und Forschungslücken.

Gründerin

Dr. Conto Obregon

Mitwirkende

                               

Anu Neumeyer                                      Eva Rux

                               

Thomas Lange                                       Vera Kornovacke 

Lokales Netzwerk
Downtown Connection e.V.
Berlin Hausprojekt-KUB e.V.
ABS – Arbeitskreis Berliner Streetworker/Innen c/o Gangway e.V.
Alexanderplatz AG Krisen AG – Aktion 70
Instituto Paulo Freire/INA an der FU
Pirahna GmbH
Haus der Kulturen Lateinamerikas e.V. – Stützpünkte


Regionales Netzwerk
Dortmunder Mitternachtsmission
Arbeitsloseninitiative Gießen
P. Dorn – Hamburg


Internationales Netzwerk
Angola – Urbain Projekt
Argentinien – Servicio Universitario Mundial
Brasil – Núcleo de trabalhos Comunitarios
Costa Rica & Central América – Casa Alianza
Kanada – Save the Children
Kenia – Sisters Beyond
Jugoslawien – Child Right Center
Mazedonien – Journalists about childrens and womens right and enviromental Mexiko – Educación con el Niño Callejero und ANICA
Nepal – Child Workers in Nepal
Philippinen – ERDA, Childhope Asia, und Virlanie Foundation
Kolumbien: Volver a los lapices – Zurück zu den Stiften
Kolumbien: Mi Familia
Ecuador – Casa de la Juvendtud
Mozambique – ASEM
Südafrika – Streets und Hillbrowkids
Thailand Kinderleben
Chile – Programa educional: C. de Libertad

Seit 1984 fragen wir uns was bedeutet Kind-sein weltweit. Auf diese Frage suchen wir Antworten.

Die Zahl der Kinder, die auf der Straße leben und arbeiten steigt stetig. 1984 waren es ca. 70.Mio, heute sind es viermal so viele, obwohl pädagogische Maßnahmen, Initiativen und Organisationen wie Pilz entstanden sind, stellen wir uns immer wieder die Frage: Was machen wir falsch?

Das Internationalen Straßenkinder Archiv fordert alle internationalen Einrichtungen, Projekte und Organisationen auf, mehr an die Kinder dieser Welt zu denken. Die Gelder für die Kinder direkt zu investieren – anstatt hohe und kostenintensive Personal- und Infrastrukturen zu unterhalten. Das Geld und Spenden mehr in Bildung zu investieren – anstatt “Almosen” zu verteilen. Durch Bildung profitieren alle Menschen.

Durch Bildung könnten Erwachsenen Verantwortung lernen. Es muss ihnen bewusst werden, dass ein Kind zur Welt zu bringen mit Verantwortung verbunden ist. Das ist keine Bagatelle.

Junge Eltern müssen gestärkt werden: Dass heißt, es muss mehr unternommen werden, dass Heranwachsende reifer werden, bevor sie Kinder zur Welt bringen.

Am Ende muss eine Gesellschaft dafür sorgen, dass junge Eltern Arbeit bekommen, die ausreicht um eine Familie zu ernähren.

“Angesichts des weltweit rasanten Wachstums der Metropolen leben immer Kinder im Elend der Slums. Die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen – rund eine Milliarde – wächst heute in Städten auf. Jedes dritte Kind wird in einem Slum groß, oft unterernährt, unter furchtbaren hygienischen Bedingungen, ohne Zugang zu Schulen und Gesundheitsversorgung.” (Unicef-2012/13)

“In den Metropolen der Entwicklungs- und Schwellenländer werden 30 bis 50 Prozent der Neugeborenen nicht einmal registriert – existieren offiziell also gar nicht.” (Unicef-2012/13)

Die Verantwortlichkeiten zum Handeln liegen bei den Eltern, aber auch bei allen anderen Erwachsenen. Kinder haben Rechte!

Weitere Informationen zu dem Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt“ können auf www.unicef.org nachgelesen werden.


Pulga
Einmal erzählte mir Pulga von einem Traum:

“Ich habe heute von meiner Mutter geträumt, ich hörte sie mich rufen und ich erschrak so sehr, dass ich wach wurde. Ich träume viel von meiner Mutter. Ich sehe sie im Traum weinen und habe ein schlechtes Gewissen, weil ich sie verlassen habe. Ich denke, dass ich kein gutes Kind war. Eines Tages träumte ich, dass ich nach Hause zurückkam und meine Mutter im Sterben lag. Meine kleinen Geschwister saßen an der Bettkante und weinten. Ich habe meine Mutter gesehen und war sehr traurig. Sie wirkte mir gegenüber sehr enttäuscht, und ich bin wieder auf die Straße gegangen. Aber das war nur ein Traum. Wenn ich so etwas träume, denke ich oft an meine Mutter, weil sie mir sagte, wenn man von den Toten träumt, so wird jemand in der Familie heiraten. Das ist eine gute Nachricht, aber wenn man etwas anderes träumt, z.B. von Hochzeit, so wird jemand sterben.

Manchmal sind meine Träume fürchterlich und sehr beängstigend. Andere Male träume ich, dass ich ganz reich bin und zu meiner Mutter komme, und ich gebe ihr alles, was sie sich wünscht. Ich kaufe ihr alles, was sie haben will, und ich sehe sie lachen und sich freuen. Diese Träume machen mich glücklich, aber wenn ich wach werde, sehe ich, dass ich auf der Straße bin und dass ich friere. Ich bin bei meinen Kumpels, und sie sind eigentlich meine einzige Familie. Ich träume auch oft von den Razzien der Polizei. Sie schlagen uns dabei. Manchmal sind diese Träume real. Ich spüre Schmerzen, aber das ist, weil die Polizisten uns, während wir schlafen, wirklich schlagen. Ich werde dadurch wach und meine Knochen tun weh. Meine Mutter erzählte mir, als ich noch klein war, von einem Teufel, der ungehorsame Kinder mitnimmt. Ich hatte immer Angst vor diesem Teufel. Ich dachte, er würde mich auch mitnehmen.

Die ersten Tage auf der Straße bin ich überängstlich gewesen. Ich fühlte mich verfolgt, und deshalb habe ich viel Marihuana geraucht, um alles zu vergessen. Ich konnte einige Bilder in meinem Kopf nicht loswerden, und das machte mich krank.”


La Gata
“Das akzeptieren sie nicht, dass ich frei bin und mein eigenes Leben habe.”

Sie war zwölf Jahre alt und besuchte die dritte Grundschulklasse, als sie von zu Hause wegging. Sie weigerte sich, nach Hause zurückzukehren und die Schule weiter zu besuchen. La Gata erzählte über die Gründe, aus denen sie ihr Elternhaus verlassen hatte, folgendes:

“Ich hatte meinen Vater einfach satt! Er glaubte, mir immer alles befehlen zu können, wozu er Lust hatte. Mein Vater wollte ständig etwas von mir. Er war der Meinung, ich sollte ihm jeden Wunsch, auch sexuell, erfüllen, weil ich seine Lieblingstochter war. Ich weinte immer, aber meine Tränen interessierten ihn nicht. Ich wusste nicht mehr, wie ich mich dagegen wehren könnte. Deshalb bin ich eines Tages von der Schule nicht mehr nach Hause gegangen. Da habe ich Lupe kennengelernt. Als erstes wollte sie meine Schulhefte sehen, und ich sollte ihr erzählen, was ich in der Schule lernen würde. Sie lachte und sagte mir, dass das alles nur Scheiße wäre. Ich sagte ihr, sie habe recht, und dann bin ich mit ihr zusammengeblieben.”(Conto 1998. S. 86)

“Ich gehe nicht in ein Internat! Das wollte meine Mutter, als ich ihr erzählte, dass mein Vater ständig etwas von mir wollte. Beide wollten mich ‚totschlagen‘, weil ich weggeblieben bin! Deshalb habe ich Angst, nach Hause zurückzugehen, aber ich habe oft Heimweh. Ich habe fünf Brüder und noch zwei Schwestern. Seitdem meine älteste Schwester aus dem Haus gegangen war, blieb ich ganz allein, denn meine älteren Brüder waren auch alle weggegangen. Meine Mutter arbeitet in einem Geschäft als Verkäuferin. Aber sie will mich nicht sehen. Damals, als ich ihr sagte, dass ich nicht wüsste, warum mein Vater mich oft abends weckt und mit mir solche Sachen macht, schrie sie mich an und behauptete, ich wäre eine Lügnerin, eine Hure und zu nichts zu gebrauchen. Ich weinte ununterbrochen und sprach nicht mehr mit ihr. Als sie mir sagte, dass ich verschwinden und nicht solche Lügen verbreiten sollte, denn mein Vater sei ein guter Mann, den sie nicht verlieren wolle, wusste ich, dass ich nun ganz allein war. Ich verstand meine Mutter nicht. Ich wünschte mir, dass sie auf meiner Seite stehen und mich verteidigen würde. Eigentlich war sie eine gute Frau, denn sie war immer lieb zu uns und sorgte dafür, dass wir die Schule besuchten. Aber sie war so selten zu Hause, und wenn sie von der Arbeit zurückkam, war sie so erschöpft, dass wir sie kaum sahen. Sie stand früh auf und sagte uns, was wir machen sollten, und blieb dann bis abends weg. Meine Schwester und ich mussten immer alles zu Hause machen: kochen, waschen und das Haus in Ordnung halten. Wir wohnten im Stadtviertel “Lucero”. Dort hatten wir eine kleine Zweizimmerwohnung.

Mein Vater kam nach Hause, wann es ihm passte. Er belästigte mich ständig und prügelte mich beinahe zu Tode, wenn ich mich weigerte, ihm zu gehorchen. In diesem Haus konnte ich nicht einmal in Ruhe schlafen. Ich musste früh aufstehen, viel arbeiten, und nur wenn ich Zeit hatte, konnte ich die Schule besuchen.” (Ebd. Seite 69ff.)

La Gata teilte das Schicksal vieler Mädchen, die sexuell missbraucht werden. Im Gegensatz zu anderen rebellierte sie und verließ ihr Elternhaus, in der Hoffnung, neue Wege zu finden. Sie fühlte sich nun auf der Straße freier und glücklicher. Über das sexuelle Verlangen und die Herrschsucht ihres Vaters war sie sehr verbittert. (…). Die Spontanität und Selbstverständlichkeit, mit der La Gata mir begegnete, machte es mir leicht, den Kontakt zu ihr aufzubauen. Ich bekam den Eindruck, dass sie mich als eine unbeteiligte Instanz brauchte und jemanden haben wollte, der sie verstand und akzeptierte.

La Gata verhielt sich auffallend anders als die anderen Mädchen. Sie wirkte ausgeglichen, ihre Bewegungen und Haltungen spiegelten ihre innerliche Ruhe wieder. In ihren Urteilen bezog sie sich fast ausschließlich auf ihre Erfahrungen. Sie wollte unabhängig sein und lehnte es ab, sich in etwas einzumischen, was sie binden oder verpflichten würde. Trotzdem war sie gut in die Gruppe integriert und war bei den meisten Aktivitäten dabei. Sie äußerte oft ihre Meinung, auch wenn diese von denen der anderen Gruppenmitglieder abwich. Innerhalb der Gruppe wird sie akzeptiert, gerade weil sie sich anderen gegenüber als sehr hilfsbereit zeigt. La Gata hatte versucht, zu ihrer Familie zurückzukehren:

“Ich bin nach Hause gegangen, um zu sehen, was dort läuft. Ich freute mich, meine Geschwister wiederzusehen, und hatte auf einmal das Gefühl, dass ich wieder nach Hause wollte. Als meine Eltern mich sahen, fragten sie mich, was ich zu Hause suche und was ich wolle. Mein Vater sagte zu mir, ich solle verschwinden und keine Lügen verbreiten, denn er habe mir nichts getan, und meine Mutter würde mir sowieso nichts glauben.” (Ebda.)

Für la Gata schien die Zeit des Pendelns zwischen Familie und Straße noch nicht abgeschlossen zu sein. Ihr Besuch zu Hause löste einen großen Konflikt in ihr aus. Sie fühlte sich erneut abgelehnt, von ihren Eltern verleugnet. Sie waren nicht bereit, ihr die Wärme und Geborgenheit zu geben, die Kinder von ihren Eltern erwarten dürfen. Ihre Eltern sehen in ihr nur einen Störfaktor. Sie darf fortan nicht einmal zu ihren kleineren Geschwistern Kontakt haben.

“Schließlich sagten sie, ich sei eine Hure, und schmissen mich raus. Ich glaube, das war das letzte Mal, dass ich zu meiner Familie zurückkehren wollte! Jetzt sind die alle für mich gestorben!” (Ebda, S. 70f.)

Verwirrter als vorher kehrte la Gata deshalb wieder auf die Straße zurück.


aus: Die Straßenkinder von Bogotá – Ihre Lebenswelt und Überlebensstrategien. Conto, Dolly. 5. Auflage. IKO -Verlag. Frankfurt am Main, 1998. Seite 29.


Adrian
Adrian ist ein Kind mit Migrationshintergrund, das in Deutschland lebt.

Der dreijährige Adrian hat eine etwas dunklere Haut als die anderen deutschen Kinder. Nach zwei Wochen im Kindergarten kommt er nach Hause und reibt Hände und Unterarme. Er geht sofort ins Badezimmer und versucht “die Farbe” abzuwaschen. Auf sein Verhalten angesprochen erzählt er, dass die anderen Kinder ihn für dreckig gehalten haben.

Am nächsten Tag geht die Mutter mit in den Kindergarten, um sich erneut ein Bild über die Verhältnisse dort zu machen. Sie spricht mit ihrem Kind wie zu hause spanisch, mit den anderen Kindern und dem Personal deutsch. Nach den ersten Worten kichern die anderen Kinder. Schließlich lachen sie und sagen: “Was sind das komische Laute! Die sprechen nicht mal wie wir.”

Die Mutter erklärt, dass es außer Deutsch andere Sprache auf der Welt gibt.

Adrian, heute 16 Jahre alt, der bis dahin spanisch zu Hause gesprochen hat, verweigert ab damals spanisch zu sprechen.


Das Internationale Straßenkinder-Archiv – Forschungs- und Beratungszentrum bietet Interessierten, die durch persönliche Erfahrungen und durch Zusammenarbeit mit Menschen, Projekten und Organisationen im Ausland die Lebensrealität der Straßenkinder und -jugendlichen kennen lernen möchten, ein umfangreiches Service-Paket an.

Das Service-Paket versorgt die Auslandspraktikant_innen – neben der Vermittlung einer Praxisstelle – mit Informationen zu Zielen, Rahmenbedingungen und Aufgaben des jeweiligen Projektes sowie sozialen und politischen Rahmenbedingungen des Einsatzlandes, den rechtlichen und formellen Bedingungen des Aufenthalts im Einsatzland und der Betreuung und Anleitung durch eine Kontaktperson vor Ort.

Nach Bedarf wird Unterstützung bei Finanzierungsanträgen geleistet.

Von den Praktikant_Innen erwarten wir die Bereitschaft, mit dem Straßenkinder-Archiv zu kooperieren. Wir verstehen darunter neben der engagierten, mindesten sechsmonatigen Mitarbeit im Projekt die Kontaktaufnahme zu weiteren Straßenkinder-Einrichtungen im Einsatzland und – wenn möglich – Literaturrecherchen vor Ort zum Thema Straßenkinder.

Nach der Rückkehr soll eine intensive Nachbereitung stattfinden, in der wir u.a. Ergebnisse und Erfahrungen gemeinsam auswerten. Vorträge, Projektbeschreibungen und/oder Fotoausstellungen etc. können für eine interessierte Öffentlichkeit in unseren Räumen veranstaltet werden.

Voraussetzungen:

  • Gute Kenntnisse in der jeweiligen Landessprache
  • sozialpädagogische Fähigkeiten
  • physische und psychische Belastbarkeit und ggf. Tropentauglichkeit.

 

Individuelle Beratung nach telefonischer Terminvereinbarung.

Möchten Sie das Internationale Straßenkinder-Archiv, Forschungs- und Beratungszentrum unterstützen?

Wir freuen uns über jede ideelle, organisatorische und finanzielle Förderung unserer Arbeit. Auch wenn Sie nur einen kleinen Beitrag leisten können, helfen Sie Kindern und Jugendlichen weiter nicht die Hoffnung auf eine Lebensperspektive aufzugeben.

Sie haben folgende Optionen:

Als freiwillige Helfer/In
Die Mitarbeit im Straßenkinder-Archiv steht Freiwilligen offen. Dabei handelt es sich um Arbeit mit auf der Straße lebenden, arbeitenden oder in die Obdachlosigkeit geratenen Kindern und Jugendlichen beider Geschlechter sowie humanitäre Hilfe, Informations-, Bildungs- und Lobbyarbeit.

Als Sponsoren

  • Für die Erhalt des Straßenkinder Archivs
  • Für das Projekt “Zurück zu den Stiften”


Vorteile für Sponsoren

Als Sponsor haben Sie folgende Vorteile

  • Spendenbescheinigung
  • regelmäßige Informationen zu unserer Arbeit
  • kostenlose Nutzung unseres Dokumentationszentrums

aktive Mitgestaltung bei Projekten

kostenlose Teilnahme an Kongressen, Konferenzen und anderen Veranstaltungen


Wofür wir Ihre Hilfe als Sponsor benötigen

  • Bildung: Kindergärten, Kinderhäuser und Hilfe für die schulische Ausbildung
  • Einrichtung von Werkstätten für sozial benachteiligte Jugendliche
  • Umsetzung von Ideen (Entrenpeneurships) und Vermittlung von Wissen
  • Unterstützung von Talenten


Was Sie davon haben

  • Sie helfen 250 Millionen Kinder und Jugendliche weltweit, 5000 davon in Berlin
  • Werbung für Ihre Produkte und Services sowie Imageförderung
  • Beratung, Informationsveranstaltung und Ideengebung
  • Förderung durch unsere Öffentlichkeitsarbeit
  • Vermittlung von Partnerschaften ins Ausland

Der Träger von Straßenkinder Archiv ist der Verein Downtown Connection e.V. Die Gründung des Vereins Downtown Connection e.V. erfolgte im Februar 2000 mit dem Ziel der Unterstützung von sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen im In- und Ausland. Der Verein bildet den rechtlichen Rahmen für die Netzwerkarbeit und die Jugendarbeit des Internationalen Straßenkinder Archivs.

Vereinsziele:

  • die Förderung der Jugendhilfe und die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung;

  • die Unterstützung und Weiterentwicklung von Konzepten für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche;

  • die Durchführung von konkreten Projekten;

  • die Bildung von Netzwerken, sowie

  • die Unterstützung der auf der „Straße“ lebenden Kinder und Jugendlichen in Berlin und in den Ländern der Projektpartner.

Zielgruppen:  

  • Sozial benachteiligte Kinder und Jugendlichen

  • Praxiseinrichtungen, d.h. Projekte die sich vor Ort mit der Situation der Straßenkinder beschäftigen

  • Menschen die Informationen zum Thema Straßenkinder brauchen: Streetworker, Sozialpädagog-_innen, Organisationen, Journalisten, Studierende, wissenschaftlicher Begleitforscher

  • Eine breite Öffentlichkeit welche sich über Spenden für die Verbesserung der Situation von Straßenkindern engagieren wollen

  • Finanzstarke Sponsoren und Spender

  • Kleinspender

  • Förderer: Künstler, politische und kulturelle Prominenz, ehrenamtliche Helfer

  • Senatsverwaltungen, Ämter (Arbeitsamt, Bezirksamt, Jugendamt)

Casa Latinoamericana

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Kolumbien vor und nach dem Friedenprozess

Kolumbien vor und nach dem Friedensprozess

Friedensprozess beendet? Bedeutet dies wirklich Frieden? Wie sehen die ambitionierten Ziele des Friedensprozesses heute aus? Welche bedeutsamen Veränderungen erleben und spüren die Kolumbianer heute? Und welche Lösungen sind in Sicht, um eine Antwort auf die sozialen Probleme im Land zu geben?

Informationsabend mit : kolumbianischer Spezialitäten, hintergrundmusik, viele Leute kennen lernen, Spanisch sprechen und die kolumbianische Atmosphär  genießen.

Im Rahmen der Lateinamerika-Karibik Woche: http://www.bmz.de/de/laender_regionen/Lateinamerika-Karibik-Woche

Sa. 28.03,2020
Enlass: 18.30 Uhr

Ort. Casa Latinoamericana
Am Sudhaus 2
12053 Berlin

Eintritt: frei (Spenden werden erbeten)